Kenneth Branagh als Poirot in einem dekadenten Venedig inmitten von Schatten und Geheimnissen
Momentan wird in den Kinos ein Film gezeigt, welcher seine Inspiration aus einem Agatha Christie-Krimi bezieht. Ein Mitglied des Schauspielensembles ist der italienische Darsteller Riccardo Scamarcio, der einen Polizisten spielt.
Kenneth Branagh hat sich für die Rolle des belgischen Detektivs Hercule Poirot begeistert, der von Agatha Christie erschaffen wurde. Nach den erfolgreichen Filmen „Mord im Orient-Express“ (2017) und „Tod auf dem Nil“ (2022), wird es nun „Ein Spuk in Venedig“.
Ein Spuk in Venedig – A Haunting in Venice
Der Film basiert auf dem Roman „Halloween Party“, auch bekannt als „Das Massaker an den Unschuldigen“. Die Handlung spielt eigentlich auf dem englischen Land, aber der Ausgangspunkt ist Venedig im Jahr 1947. Hier nimmt Poirot widerwillig an einer Séance in einem verfallenen Palast teil, wo er mittlerweile ein alter Mann geworden ist und sich selbst in eine Art Rentner-Exil begeben hat. Ein Gast wird ermordet und der Detektiv findet sich plötzlich in einer düsteren Welt voller Schatten und Geheimnisse wieder. Der vorgetäuschte Rückgriff auf das Übernatürliche dient lediglich dazu, die wahren Verbrechen menschlicher Natur zu vertuschen.
Der Schauplatz zwischen London und Venedig
Die Dreharbeiten zum Film fanden sowohl in London als auch Venedig statt. Zu Beginn des Jahres 2023 zog die Crew an diese Orte, um Außenaufnahmen zu machen. Die Innenaufnahmen wurden sehr präzise und detailgetreu in den Pinewood Studios in London nachgebildet.
Die Suche nach den Drehorten gestaltet sich schwierig.
Es wird eine Herausforderung sein, die Palladio-Basilika von San Giorgio auf dem Kirchhofmarkt zu identifizieren, wo sich Strohkörbe, Milchkannen und Weinflaschen neben frischem Gemüse stapeln.
An jeder Ecke gibt es etwas zu entdecken: Die allgegenwärtige Kirche der Wunder, der Campo San Giacomo dell’Orio und das Konservatorium Benedetto Marcello sind nur einige Beispiele. Der Rio della Canonica schlängelt sich malerisch durch die Stadt und bietet einen herrlichen Anblick. Wer den Aufstieg wagt, wird mit einer grandiosen Aussicht belohnt – auf dem Weg zur Scala del Bovolo muss man allerdings ein paar Stufen erklimmen! Auch kulturell hat Venedig viel zu bieten: Besonders sehenswert ist der Palazzo Malipiero in San Samuele sowie der Palazzo und Campiello Albrizzi. Zu guter Letzt sei noch der charmante Campo San Boldo erwähnt – hier lässt es sich wunderbar verweilen!
Zwischen Noir und Horror
Kenneth Branagh hat die Detektivgeschichte von Agatha Christie neu interpretiert. Ursprünglich für Halloween geschrieben, wird sie nun in einer Zeit erzählt, in der Venedig noch immer unter den Auswirkungen des Zweiten Weltkriegs leidet und das Fest nicht gefeiert wurde. Branaghs Version bewegt sich zwischen einem düsteren Noir-Stil und Horror-Elementen. Dabei werden jedoch auch die psychologischen Aspekte thematisiert: Die Generation nach dem Krieg trägt noch immer Wunden davon. Die Geschichte bleibt somit ein spannender Kriminalfall, der aber gleichzeitig einen tieferen Blick auf die Nachkriegsgesellschaft wirft.
In einer Umgebung voller sich zuschlagender Türen und verunsichernden Stürmen auf dem Canal Grande sowie den kleineren Kanälen, die fast wie von einem unwahrscheinlichen Wellengang erfasst wirken. Während gleichzeitig ein realistisches Risiko durch die zusammenbrechenden „bricole“ besteht, wird der Ort auch noch vom strömenden Regen begleitet. Inmitten dieser Geräuschkulisse sind Stimmen zu hören – Schreie toter Kinder nach der schwarzen Legende des Palastes -, welche das unheimliche Ambiente verstärken. Durch Nahaufnahmen mit Weitwinkelobjektiven werden Gesichter und Bilder verzerrt dargestellt. Branagh präsentiert in seinem Film ein Universum an Zitaten, welches sowohl zur Bereicherung als auch Begrenzung dieses dekadent-genretypischen Werkes über Venedig beiträgt; weniger theatralisch als seine beiden Vorgänger, jedoch nicht minder reizvoll für Liebhaber solcher Filme!
Venedig zieht internationale Produktionen an
Es ist kein Geheimnis, dass Venedig eine Anziehungskraft auf internationale Autoren ausübt. Sie nutzen gerne die Kulisse der Stadt für ihre Filmprojekte und greifen dabei häufig auf gotische und barocke Elemente zurück. Maskenbälle gehören hierbei ebenso zur Inszenierung wie ein diffuses Gefühl des Todes in dieser Lagunenstadt, welches den Zuschauer unweigerlich an das Ableben der Stadt erinnert – etwas, was auch von Präfekten und Trauersängern geschätzt wird.