Eine schwimmende Geste der Erinnerung
Brückenschlag in Venedig. Die Stadt der Brücken und Kanäle bereitet sich auf ein besonders bedeutungsvolles Ereignis vor.
Nach einer sechsjährigen Pause kehrt die Votivbrücke zurück, die die Fondamente Nove mit der Friedhofsinsel San Michele verbindet. Eine Tradition, die einst in Vergessenheit geraten war, dann wiederbelebt und durch eine globale Krise unterbrochen wurde, feiert nun ihre Wiederkehr und ermöglicht es Einheimischen und Besuchern, ihren Verstorbenen auf eine einzigartige Weise zu gedenken.
Die Geschichte dieser temporären Pontonbrücke reicht weit zurück und ist tief in der venezianischen Kultur verwurzelt. Sie symbolisiert nicht nur den physischen Weg zum monumentalen Friedhof San Michele, sondern auch eine spirituelle Verbindung zu den Ahnen.
Die Tradition, die Insel der Toten zu Allerheiligen und Allerseelen zu Fuß zu erreichen, wurde jedoch in den 1950er Jahren eingestellt, da sich das städtische Leben und der öffentliche Verkehr, insbesondere mit dem Aufkommen von Vaporetti (Wasserbussen), grundlegend veränderten.
Erst im Jahr 2019 wurde diese ehrwürdige Tradition wiederbelebt.
Die Entscheidung wurde als eine Geste des Mitgefühls und der Wertschätzung für die Vergangenheit Venedigs gefeiert. Die 400 Meter lange und 15 Meter breite Brücke, konstruiert aus schwimmenden Modulen, die auch für die berühmten Feste Il Redentore und Festa della Salute genutzt werden, wurde damals erstmals nach Jahrzehnten wiedereröffnet.
Ihre erneute Rückkehr war jedoch nur von kurzer Dauer. Die darauffolgenden Jahre, 2020, 2021 und 2022, waren von der weltweiten COVID-19-Pandemie geprägt. Aus Sicherheitsgründen und zur Vermeidung großer Menschenansammlungen, die das Virus hätten verbreiten können, beschloss die Stadt, auf den Bau der Votivbrücke zu verzichten. Die Unterbrechung dieser jungen, wiederbelebten Tradition war eine direkte Folge der Gesundheitskrise und versetzte die Gedenkfeierlichkeiten auf der Insel in einen Zustand der Stille.
Neuer Brückenschlag in Venedig
vom 30. Oktober bis 06. November 2025
Nun, da die Stadt die Normalität wiedererlangt hat, wurde die Wiedereröffnung der Brücke angekündigt, um die Tradition fortzuführen. Die diesjährige Veranstaltung, die vom Donnerstag, dem 30. Oktober, bis zum Donnerstag, dem 6. November 2025, stattfinden soll, wird nicht nur ein Zeichen der wiederhergestellten Normalität sein, sondern auch eine Gelegenheit, sich im Rahmen des Jubiläumsjahres „Pilger der Hoffnung“ wieder mit dem reichen kulturellen und spirituellen Erbe Venedigs zu verbinden.
Die Stadtoberen betonen die Bedeutung der Brücke als „Geste des Mitgefühls gegenüber unseren Verstorbenen und ihren Familien“. Sie wird mit einem 3,5 Meter hohen und 10 Meter breiten schiffbaren Durchgang ausgestattet sein, um den Bootsverkehr nicht zu behindern. Mit dieser Initiative bringt die Stadt Venedig zum Ausdruck, dass sie sich immer an diejenigen erinnert und ehrt, die vor ihr kamen, und schafft einen Moment der Gemeinschaft und Besinnung für Einwohner und Besucher gleichermaßen.
Ist die Brücke nach San Michele für jeden zugänglich?
Grundsätzlich ja. Allerdings gab es in der Vergangenheit, insbesondere bei der Wiedereröffnung im Jahr 2019, eine spezifische Regelung. Um den Einheimischen die Möglichkeit zu geben, in Ruhe und gemäß ihrer Traditionen zu trauern, war die Brücke an den ersten Tagen (zum Beispiel am 31. Oktober bis zum 3. November) ausschließlich für Einwohner Venedigs und Inhaber der Venezia-Unica-Karte zugänglich. Erst danach wurde sie für die breite Öffentlichkeit, einschließlich Touristen, geöffnet.
Für das Jahr 2025 liegen noch keine genauen Informationen zu einer solchen Einschränkung vor. Es ist aber wahrscheinlich, dass eine ähnliche Regelung eingeführt wird, um den Respekt vor der lokalen Tradition zu wahren.
Wichtiger Hinweis!
San Michele ist ein Friedhof und keine Touristenattraktion. Bitte berücksichtigen Sie das, wenn Sie die Absicht haben, die Insel zu besuchen. Jeder ist dort herzlich willkommen, wenn er sich diskret, respekt- und rücksichtsvoll verhält. Die Friedhofsinsel können Sie auch besuchen, wenn die Votiv-Brücke nicht installiert ist. Ein Vaporetto der Linie 4.1 oder 4.2 Richtung Murano bringt Sie dort hin.
Sie müssen allerdings Bescheid geben, wenn Sie an der Station „Cimitero“ aussteigen wollen. Diese Station wird nur bei Bedarf angefahren.