Korinna dachte am Anfang – das schaffe ich nie.
Korinna Westphal teilt ihre persönlichen Erfahrungen und wertvollen Ratschläge für einen unvergesslichen Venedig-Trip im Rollstuhl, inklusive Navigation durch die Stadt und herzlicher Begegnungen.
Fotos: Jen Spittle Photography & Barak Shacked
Ich wollte schon immer einmal zum Karneval nach Venedig, aber erst fehlte es mir am richtigen Partner dafür, dann kam die Muskeldystrophie und ich dachte, das würde ich nie schaffen.
Wie jeder andere dachte ich nur an Treppen und Brücken im Rollstuhl – damals noch ein Ding der Unmöglichkeit in meinem Kopf. Evi war diejenige, die mich ermutigt hat. Das erste Mal war Venedig noch sehr schwierig. Wir haben dann Folgendes herausgefunden.
Oft kann man die Brücken mit dem Vaporetto umgehen. Die Leute auf dem Vaporetto sind immer sehr nett und hilfsbereit. Wenn es eng wird, helfen auch gerne mal Einheimische oder Touristen.
In manchen Apps gibt es die Option, Treppen zu vermeiden. Mit dieser Funktion lassen sich häufig die Brücken komplett vermeiden. Ich persönlich schaue auch immer in der Satellitenansicht des Routenplaners nach (meine liebste Ansicht), auch damit lässt sich oft ein alternativer Weg finden.
Die meisten Brücken am Wasser in San Marco sind mit Rampen ausgestattet und daher mit dem Rollstuhl kein Problem. Schwierig ist es manchmal, weil viele Menschen ohne körperliche Einschränkung die Rampen als „Bühne” benutzen, um sich fotografieren zu lassen. Da muss man manchmal schon auf sich aufmerksam machen.
Ich finde es super, dass Venedig Abhilfe schafft
An den Hauptbesuchstagen ist es teilweise echt schwierig. Hier finde ich es super, dass Venedig Abhilfe schafft und dass jemand von der Kommune auf den Brücken ist, der dafür sorgt, dass man mit dem Rollstuhl gut durchkommt. (Hier ein großes Kompliment an Venedig.)
Bei den Hotels frage ich immer direkt nach. Ich buche immer direkt über die Hotelseite und schreibe dazu, dass ich mit dem Rollstuhl ankomme und was ich benötige. Das klappt meistens ganz gut. Ich finde, hier ist eine klare Kommunikation wichtig, das erleichtert beiden Seiten das Leben. Ich buche halt immer rechtzeitig. Bei den Restaurants sehe ich ja vorher schon, ob es Stufen gibt. Wenn ich mir ein Restaurant vom Hotel empfehlen lasse, klären die das vorher für mich ab.
Auch hier ist die Hilfsbereitschaft groß. Dieses Jahr (2025) waren wir schon zum dritten Mal in Venedig. Mein Fazit: 90 % der Leute sind sehr hilfsbereit, egal, ob es sich um Touristen oder Einheimische handelt. Die meisten fragen schon, ob sie helfen können, bevor man selbst fragen kann.
Bei unserem ersten Besuch hatten die Fotografen noch Berührungsängste, aber inzwischen hat sich das gelegt, was mich sehr freut.
In meinem Alltag werde ich häufig über den Rollstuhl definiert
Ich persönlich empfinde Venedig im Karneval als etwas Besonderes und als ein Privileg. Ich finde es einfach sehr schön, dass man in erster Linie über das Gewand und nicht über den Rollstuhl wahrgenommen wird. In meinem Alltag werde ich häufig über den Rollstuhl definiert.
Für Manfred ist der Anfang immer etwas schwierig, weil er nie weiß, wie alles läuft. Wenn wir den ersten Tag aber gut überstanden haben, genießt er den Aufenthalt sehr. Als einzige vermisse ich die Möglichkeit, in einer Gondel zu fahren. Es soll hier angeblich eine geben oder gegeben haben, aber ich habe sie bisher nicht gefunden.
Venedig barrierefrei entdecken
Ein Reiseführer für Menschen mit Mobilitätseinschränkungen
Venedig, die Stadt der Kanäle und Brücken, galt lange als Albtraum für Menschen, die auf den Rollstuhl angewiesen sind. Doch in den letzten Jahren hat sich viel getan. Dank engagierter Initiativen und umfangreicher Baumaßnahmen wird die Lagunenstadt zunehmend barrierefrei zugänglich. Dieser Artikel beleuchtet die Fortschritte, präsentiert rollstuhlgerechte Routen und gibt Einblicke in die Bemühungen, Venedig für alle erlebbar zu machen.
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