Eindrücke aus Venedig – 99. Ausgabe
Dank des Projektes MO.S.E (MOdulo Sperimentale Elettromeccanico), einem gewaltigen Schotten-System, das die venezianische Lagune an den drei Zugängen zum Meer bei stärkerem Hochwasser abriegelt, sind in Venedig nur noch moderate Hochwasser zu vermelden. Ab 80 cm Pegelstand wird das an den tief gelegenen Stellen in Venedig sichtbar, z. B. auf dem Markusplatz oder am Kriminalgericht, dem Corte dei Conti, gleich neben der Rialtobrücke.
Im November wurde vor MO.S.E die Stadt immer besonders stark von Hochwassern heimgesucht. So richtete am 12. November 2019 eine gewaltige Flut (Pegelstand 187 cm) noch kurz vor der Eröffnung von MO.S.E große Schäden an. Unvergessen im kollektiven Gedächtnis der Bevölkerung ist aber die Flut vom 4. November 1966 (Pegelstand 194 cm), die sogar einen eigenen Namen bekam: La Grande Paura – die Große Angst. Am schlimmsten betroffen war die vorgelagerte Insel Pellestrina. Ihre Jahrhunderte alten Schutzwälle, die murazzi, wurden immer wieder von den bis zu 20 Meter hohen Wellen überspült. Halbe Dörfer wurden mitgerissen. Die Bevölkerung war zwar weitgehend evakuiert worden, aber die Schäden waren immens. Ein kleines, im Jahre 2007 eröffnetes Museum auf Pellestrina in der ehemaligen Scuola Goldoni in S. Pietro in Volta Nr. 160 berichtet über diese dramatischen Stunden und lässt in einem Video Zeitzeugen zu Wort kommen.
Am 22. November 2022 gab es in der Bucht von Venedig eine mit 204 cm Pegelstand noch höhere Flut. Dank MOSE wurde sie jedoch außerhalb der Lagune gehalten und richtete keine nennenswerten Schäden an.