Eindrücke aus Venedig – Hundertste Ausgabe
Anlässlich des einhundertsten Beitrags unserer Kolumne Venezianische Impressionen haben wir als Special eine Liste von 100 kleinen und großen Fakten, Anekdoten und Kuriositäten rund um diese faszinierende Stadt zusammengetragen.
100 Dinge über Venedig
- Venedig ist die größte Fußgängerzone der Welt. Selbst Radfahren ist im centro storico verboten.
- Venedig wurde auf 118 Inseln erbaut. Die Form von Venedig ähnelt einem Fisch, weshalb manchmal auch Venedig als Fisch bezeichnet wird.
- Deutliche Änderungen im Stadtbild gab es durch die Österreicher in ihrer zweiten Herrschaft 1815 – 1866 (mit kurzer Unterbrechung). Sie bauten z. B. die „Angelschnur zum „Fisch“, die über drei Kilometer lange Eisenbahnbrücke (mit Wasserleitung) und Venedigs Bahnhof S. Lucia. Die Autoanbindung zur Piazzale Roma durch die Straße daneben kam erst 1933 dazu.
- Inschriften an der Fassade beim Caffè Florian auf dem Markusplatz zeugen noch davon: Während der österreichischen Herrschaft kam es 1848 zu einem Aufstand, angeführt von Daniele Manin. Zentrale der „Patrioten“ war das Caffè Florian. Die dort ausgerufene freie Republik S. Marco währte vierzehn Monate.
- Unter österreichischer Herrschaft bekamen viele Brücken Geländer, neue Brücken wurden gebaut (oft schräg, „ponte storto“, um Anschluss zur Gasse schräg gegenüber zu erhalten). Kanäle wurden zu begehbaren Gassen überbaut oder zugeschüttet, heute „Rio Terà“ genannt.
- S. Elena, die „untere Schwanzflosse“ des Fisches im äußersten Castello, entstand erst in den 1920er Jahren mit dem Ziel, neuen Wohnraum zu schaffen.
- Auch die heutigen Hausnummern entstanden mit den Österreichern durch die Einführung eines Katasters.
- Die Kommune Venedig hat 260000 Einwohner. Das, was man gemeinhin unter Venedig versteht (also ohne das Festlands-Venedig und die zur Kommune gehörenden Inseln in der Lagune), nennen die Italiener „Venezia Venezia“.
- „Venezia Venezia“ allein hatte in den 70er Jahren noch 170000 Einwohner. Inzwischen sind es nicht einmal mehr 50000, weshalb man im Stadtbild bisweilen die mahnende Zahl 49999 sehen kann.
- Venedig wird jährlich von über 30 Millionen Touristen besucht mit weiterhin steigender Tendenz – einer der besonders krassen Fälle von Overtourism.
- Nur der südlichste Stadtteil, Dorsoduro, „Harter Rücken“, ist weitgehend auf festem Grund gebaut. Für den Rest wurden Millionen Baumstämme, vor allem Eiche, als Fundament in den sumpfigen Untergrund getrieben.
- Die Baumstämme stammen hauptsächlich von Istrien, die Halbinsel wurde dafür stark entwaldet.
- Die venezianische Lagune ist knapp so groß wie der Bodensee und 50 Prozent größer als der Gardasee. Abgesehen von den Fahrrinnen ist die venezianische Lagune im Mittel kaum einen Meter tief, der Bodensee misst an seiner tiefsten Stelle 251 Meter, der Gardasee sogar 346 Meter.
- Die Masken des weltberühmten venezianischen Carnevale dienten ursprünglich dazu, die sozialen Klassen zu überbrücken.
- Besonders auffallend ist die Maske des Pestdoktors mit ihrer langen schnabelartigen Nase. Diese hatte ursprünglich die Funktion, bestimmte Kräuter aufzunehmen, durch die der Arzt sich vor den schlechten Gerüchen und Ansteckung schützen wollte.
- Die Rialtobrücke ist die älteste Brücke über den Canal Grande. In ihrer Form als steinerne Brücke besteht sie seit dem Ende des 16. Jahrhunderts. Die Scalzi-Brücke nahe dem Bahnhof und die Accademia-Brücke kamen erst fast dreihundert Jahre später hinzu. Die vierte Brücke Ponte della Costituzione schließlich, die die direkte Verbindung von Bahnhof und Busbahnhof ermöglicht, wurde erst 2008 eröffnet.
- Die Ponte della Costituzione, gebaut vom Stararchitekten Calatrava, erwies sich als teure Fehlkonstruktion. Zum Beispiel musste nachträglich mit enormem Aufwand eine Liftanlage für Rollstuhlfahrer angebracht werden. Deren Benutzung war jedoch so umständlich, dass sie mangels Nutzung nach einigen Jahren wieder abgebaut wurde.
- Aufgrund der schlüpfrigen Glasplatten im Boden der Ponte della Costituzione, kam es vor allem im Winter zu zahlreichen Stürzen von Passanten, sodass die Brücke bei entsprechender Wetterlage teilweise gesperrt werden muss. Das brachte ihr im Volk den Namen Ponte dei Caduti, Brücke der Gefallenen, ein.
- Der Name Rialto kommt vom lateinischen rivus altus, „tiefer Fluss“. Hier ist der Canal Grande besonders schmal und besonders tief.
- Die Gassen und Plätze nahe dem Rialto-Markt haben häufig Namen, die auf die dort gehandelten Produkte hinweisen. So war zum Beispiel die Naranzaria (von arancia, deutsch Orange) der Ort für Zitrusfrüchte, in der Erberia gab es Kräuter aller Art.
- Auch die ersten Wechselstuben entstanden am Rialto, was noch am Namen der unter Arkaden führenden Gasse Sotoportego del Banco Giro erkennbar ist.
- Die Seufzerbrücke erhielt ihren Namen, weil die Delinquenten nach ihrer Verurteilung im Dogenpalast hier hinüber ins Gefängnis gehen mussten. Hier konnten Sie mit einem Seufzer einen letzten Blick auf das Becken von S. Marco werfen. Der berühmteste „Passant“ der Seufzerbrücke war Casanova.
- Die Brücke, von der aus man die meisten anderen Brücken in dieser brückenreichen Stadt sehen kann (mehr als ein Dutzend), ist die Ponte Tre Ponti nahe dem Busbahnhof auf dem Piazzale Roma.
- Mit der Biennale von Venedig wurde 1895 eine der bedeutendsten Kunst-Veranstaltungen der Welt ins Leben gerufen. Weitere Ableger wie das Filmfest und die Architektur-Biennale sind inzwischen hinzugekommen.
- Bereits für die erste Biennale wurde das wunderschöne imposante Gewächshaus, die Serra, in der Viale Garibaldi angelegt.
- Die Serra beherbergt heute neben einer Gärtnerei auch ein gemütliches Garten(!)-Café, einzigartig in dieser Art in Venedig. Es wird von der gemeinnützigen Organisation Nonsoloverde geführt, die sich unter anderem der Rückführung ehemals Drogenabhängiger in die Gesellschaft verschrieben hat.
- Der Campanile der Markuskirche stürzte 1902 aufgrund seiner immer größer werdenden Schieflage ein und wurde zehn Jahre später originalgetreu wieder aufgebaut. Es gibt sogar ein, allerdings gefälschtes „Originalfoto“ von diesem Ereignis.
- Der omnipräsente, geflügelte Markuslöwe hat fast immer ein geöffnetes Buch mit einer Friedensbotschaft in einer Tatze. Ein geschlossenes Buch ist das Symbol für die Wehrhaftigkeit und Verteidigungsbereitschaft Venedigs.
- Abgesehen von den frühen Dogen hatte der Doge hauptsächlich repräsentative Pflichten und vergleichsweise wenig Macht. Er durfte keinen wirtschaftlichen Tätigkeiten nachgehen und wurde durch Inquisitoren streng kontrolliert.
- Der Doge wurde auf Lebenszeit gewählt und konnte die Wahl nicht ausschlagen.
- Mit etwas Suchen findet man direkt vor dem Portal des Markusdoms eine Bodenplatte, die darauf hinweist, dass hier im ersten Weltkrieg eine Bombe einschlug: Somit blieb der Dom dank göttlicher Fügung unversehrt.
- Die vier bronzenen Pferde über dem Portal des Markusdoms haben mehrere Reisen hinter sich. Woher sie ursprünglich stammen, ist unklar. Napoleon nahm sie 1798 als stolze Beutestücke mit nach Paris in die Tuilerien. 17 Jahre später brachten sie die Österreicher wieder zurück. Im ersten Weltkrieg kamen sie aus Sicherheitsgründen nach Rom in die Engelsburg. 1982 schließlich wurden sie durch Kopien ersetzt und wanderten ins Museum im Inneren des Doms.
- Vom Markusdom aus gesehen liegt frontal gegenüber der Napoleonische Flügel (heute Heimat des Museo Correr), der die Alten (rechts) und Neuen (links) Prokuration verbindet. Napoleon ließ ihn als angemessene Wohnstatt für sich errichten, wohnte allerdings nie darin.
- Die österreichische Kaiserin Sisi jedoch nutzte den Napoleonischen Flügel als Wohnstatt. Im Gegensatz zu mancher filmischen Freiheit war sie bei der Bevölkerung keineswegs beliebt und spazierte deshalb meist nur durch die angrenzenden Giardini Reali. Gleich gegenüber konnte sie praktischerweise auch für ihre Reisen ihr Schiff besteigen.
- In Venedig gibt es keine Trinkwasserquellen. Deshalb wurde das Regenwasser in Zisternen gesammelt, die man auch heute noch auf den meisten Plätzen sehen kann. Erst mit der österreichischen Herrschaft wurde Wasser vom Festland durch eine Leitung entlang der Eisenbahnbrücke in die Stadt geschafft.
- Die Gemeindepfarrer hatten den besten Überblick über die Zisternen und kannten ihre Gemeindemitglieder. Sie waren deshalb für die gerechte Wasserzuteilung verantwortlich. Aus diesem Grund ist der venezianische Begriff für Pfarrer piovan, deutsch Regenwassermann.
- Um sich als weltweit agierendes Handelsvolk vor eingeschleppten Krankheiten zu schützen, erfanden die Venezianer die Quarantäne (von quaranta, deutsch vierzig): Bevor die fremden Handelsschiffe anlanden durften, mussten sie auf der vorgelagerten Insel Lazzaretto Nuovo, „Neues Lazarett“, vierzig Tage in Quarantäne gehen.
- Auf die Insel Lazzaretto Vecchio, „Altes Lazarett“, hingegen wurden die Totkranken abgeschoben.
- Auf der Giudecca gibt es an einer ungewöhnlichen Stelle das empfehlenswerte Ristorante Da Crea. Schon der Zugang ist spannend: Es liegt öffentlich zugänglich auf dem Gelände der gleichnamigen Werft und dient tagsüber auch als deren Kantine. Von seiner Terrasse hat man einen wunderbaren Blick über die südliche Lagune.
- Jedes Jahr feiern die Venezianer am dritten Wochenende im Juli das Redentore-Fest anlässlich der überstandenen Pest-Epidemie im 16. Jahrhundert. Für einige Tage wird dafür eine Ponton-Brücke über den Canale della Giudecca zur Redentore-Kirche geschlagen. In der Lagune tummeln sich Hunderte von Booten, und Samstagnacht veranstaltet die Stadt ein spektakuläres Feuerwerk.
- Sehr beeindruckend ist auch das Salute-Fest am 21. November, für das extra ein Steg zur Salute-Kirche in Dorsoduro errichtet wird. Hunderte von Kerzen, die die Gläubigen an den Ständen vor der Kirche erstehen und hineinbringen, schaffen eine sehr schöne, besinnliche Atmosphäre. Auch hierfür liegt der Ursprung in einer Pest-Epidemie um 1630, die allein 50000 Todesopfer forderte.
- Das erste jüdische Ghetto der Welt wurde in Venedig errichtet. Der Begriff Ghetto kommt vom venezianischen gheto, deutsch Gießerei, die sich zuvor auf dem Gelände befand. Die Gießerei diente hauptsächlich dem Gießen von Kanonen und wurde ins Arsenale verlegt.
- Fünf Synagogen gibt es im Ghetto. Zwei davon können im Rahmen einer Führung (Anmeldung im Jüdischen Museum) besichtigt werden.
- Der älteste Teil des Ghettos heißt „Gheto Novo“ („Neues Ghetto“), da das der Name der Insel war, auf der es entstand. Erst über hundert Jahre später kam aufgrund von Platzmangel das Gheto Vechio („Altes Ghetto“) und noch später das Gheto Novissimo („Neuestes Ghetto“) hinzu.
- Mit die höchsten Gebäude finden sich im Ghetto: Aufgrund des enormen Platzmangels wurde immer weiter in die Höhe gebaut und an manchen Stellen Zwischendecken eingezogen, sodass manche Stockwerke eine sehr niedrige Decke haben.
- Die Brücke von der Fondamenta dei Ormesini ins Ghetto wird von zwei auffälligen Häuschen flankiert. Sie waren die Wachstuben: Die Juden durften sich nächtens nicht außerhalb des Ghettos aufhalten. Das Ausgangsverbot galt auch für andere Handelsvölker. Im Fondaco dei Tedeschi nahe der Rialtobrücke (heute ein Bennetton-Kaufhaus mit fantastischer, öffentlich zugänglicher Dachterrasse), lag der Handelssitz der Deutschen und Nordeuropäer.
- Im Arsenale wurden vor allem Kriegsschiffe gebaut. Schon 500 Jahre vor Henry Ford erfanden die Venezianer die Fließbandarbeit. Aufgrund der hocheffizienten Arbeitsteilung dauerte die Herstellung einer komplett ausgestatteten Galeere durch die bis zu 16000 Arbeiter nur einen Tag.
- Die unterschiedlichen Löwenskulpturen am Landeingang des Arsenale wurden als Beute von diversen Kriegszügen mitgebracht. An dem Löwen ganz links sind nordische Runen erkennbar.
- Venedigs berühmtes Opernhaus, das Teatro La Fenice, deutsch „Phönix“, bekam seinen Namen, weil es nach einem Brand wieder aufgebaut und 1772 neu eröffnet wurde. Weitere Brände und anschließendes Wiederaufbauen, zuletzt 1996, machten seinem Namen alle Ehre.
- Im Teatro La Fenice fand 1883 kurz nach dem Tod des großen Venedig-Fans Richard Wagner die italienische Uraufführung seiner monumentalen Vierfach-Oper „Der Ring der der Nibelungen“ statt.
- Richard Wagner bewohnte bei seinem letzten Aufenthalt in Venedig zusammen mit seiner Frau Cosima und den drei Kindern eine großzügige 15-Zimmer-Wohnung in einem Nebengebäude des Palazzo Vendramin Calergi (heute das Casino). Die Räumlichkeiten dienen als Museum. Darin ist unter anderem das abgebrochene Schriftstück ausgestellt, an dem Wagner schrieb, als sein Tod eingetreten sein soll.
- Neben dem Teatro La Fenice gibt es in Venedig noch ein zweites, ganz besonderes Opernhaus, „Musica a Palazzo“ im Palazzo Barbarigo Minotto nahe dem Campo Giglio in S. Marco. Jeder Akt der drei im Wechsel aufgeführten Opern wird in einem anderen, originalgetreu eingerichteten Raum des Palazzo aufgeführt, die Zuschauer ziehen mit um.
- Die Miracoli-Kirche, sowie die Chiesa di S. Francesco de la Vigna können für Hochzeitszeremonien angemietet werden, was vor allem japanische Paare gerne in Anspruch nehmen.
- Auf dem Campiello dei Miracoli an der gleichnamigen Kirche wurde der Blumenladen in dem bekannten Film „Brot und Tulpen“ aufgebaut.
- Die Giglio-Kirche im Sestiere S. Marco war eine Privat-Kirche der reichen Familie Barbaro. Die Statuen an der Fassade sind nicht etwa Heilige, sondern honorable Mitglieder der Familie. Die Reliefs darunter stellen wichtige Handelsplätze der Familie dar.
- Nachdem der schiefe Campanile der Giglio-Kirche schließlich 1775 zusammengebrochen war, musste ein neuer gebaut werden. Aus Geldmangel blieb es jedoch bei einem kaum drei Meter hohen Ziegelstein-Stumpen auf dem Platz vor der Kirche. Heute befindet sich ein Souvenirshop in dem etwas verloren wirkenden Häuschen.
- Aufgrund des sumpfigen Untergrunds werden viele Kirchtürme im Laufe der Zeit immer schiefer. Die schiefsten Kirchtürme Venedigs sind: die Greci-Kirche (schön von der Riva, Ponte de la Pietà zu sehen), S. Pietro di Castello (das halb eingesunkene Fundament kann man aus nächster Nähe bewundern), S. Stefano auf dem gleichnamigen Campo (schön vom Campo S. Anzolo aus) und S. Martino auf Burano (von den Fondamente Nove aus in der Ferne). Letzterer muss mittlerweile mit Stahlbändern und anderen Maßnahmen zusammen- und aufrechtgehalten werden.
- Die Scuola Grande di S. Marco im Gebäude des Ospedale Civile am Campo SS. Giovanni e Paolo beinhaltet u. a. eine etwas gruselige Sammlung altertümlicher medizinischer Instrumente.
- Auf dem Platz davor ist das mächtige Reiterstandbild des venezianischen Kriegshelden Bartolomeo Colleoni aufgestellt. Um seinem letzten, jedoch als inakzeptabel und überzogen empfundenen Wunsch, auf dem Markusplatz mit einem Denkmal gewürdigt zu werden, doch noch irgendwie nachzukommen, wurde dieses hier auf dem Platz vor der S. Marco gewidmeten Scuola Grande aufgestellt.
- Das Wappen der Colleonis, als Relief auf dem Sockel des Denkmals eingraviert, zieren drei Paar Hoden, vermutlich aufgrund der phonetischen Ähnlichkeit mit dem italienischen Wort für Hoden.
- Auf seiner Italienischen Reise verbrachte Goethe zwei Wochen in Venedig. Eine deutschsprachige Tafel an seiner Unterkunft in der Calle dei Fuseri in S. Marco erinnert daran.
- Die Toten wurden früher auf den Kirchplätzen ihrer Pfarrei begraben. Erst Napoleon verfügte, dass aus hygienischen Gründen die Insel S. Cristofero zwischen Venedig und Murano als Friedhof dienen sollte.
- Etwas später verfügten die österreichischen Herrscher, dass die Insel durch Aufschüttungen mit der Nachbarinsel S. Michele zu einer einzigen Friedhofsinsel mit Namen S. Michele verschmolzen wurde, um so mehr Raum für Gräber zu schaffen.
- Bei klarem Wetter kann man hinter der Friedhofsinsel S. Michele das Alpenpanorama bewundern, von den Dolomiten bis zu den Karawanken.
- Die bei klarem Wetter hinter Marghera erkennbaren, kegelförmigen Gebilde hingegen sind keine Abraumhalden, sondern die Euganäischen Hügel.
- Immer donnerstags kann man an einem Stand auf dem Rio Terà dei Pensieri gleich südlich des Piazzale Roma Gemüse aus dem Garten des Frauengefängnisses auf der Giudecca kaufen.
- Die Schneiderei mit dem ungewöhnlichen Namen Banco Lotto N° 10 in der Salizada S. Antonin in Castello bietet die Anfertigung maßgeschneiderter Kleider, entworfen von Häftlingen aus dem Frauengefängnis auf der Giudecca, an.
- Einige Gassen sind „Salizade“. Diese waren die wichtigsten, meistgenutzten Geschäftsstraßen in der Stadt. Deshalb wurden sie zuerst gepflastert. Das Wort stammt vom italienischen selce, „Pflasterstein“.
- Auch Rio Terà kann man immer wieder in Gassennamen finden. Das sind ursprünglich Kanäle, die dann zugeschüttet oder überbaut wurden. Vereinzelt gibt es auch Palude, „Sumpf“. Manchmal kann man den Verlauf des Kanals (italienisch rio, eigentlich „Bach“) anhand von Linien auf dem Rio Terà sehen.
- Am Neujahrsvormittag genehmigen sich die „Ibernisti“ auf dem Lido ein Bad im eiskalten Meer, bestaunt vom zahlreichen Publikum. Anschließend wird Eintopf mit Würstchen für alle spendiert.
- Das Gebäude gegenüber der Chiesa S. Tomà ist die Scuola dei Calegheri, der ehemalige Sitz der Schuhmacher-Gilde. Über dem Eingang finden sich Schuhabdrücke. Das Relief darüber zeigt den Heiligen Markus, der den Schuster Anianus (Patron der Gilde) heilt und damit zum Christentum bekehrt.
- Aperol Spritz und Campari Spritz sind wohl weltweit und auch bei den Touristen in Venedig die gängigsten „Spritze“. Der von vielen Einheimischen bevorzugte Spritz ist jedoch der Select Spritz aufgrund des original venezianischen Herstellers oder aber der Cynar Spritz
- Der Venezianer bestellt gerne einen ombra, deutsch „Schatten“. Das ist ein kleines Glas Wein. Der Name rührt angeblich daher, dass die Weinhändler früher mit Ihren Ständen dem Schatten des Campanile der Markuskirche nachgezogen sind.
- Nur an wenigen Tagen im April/Mai und Oktober/November gibt es eine ganz besondere venezianische Delikatesse: die Moeche (gesprochen Mo-écke). Das sind junge Krebse, frisch gehäutet, so dass sie weich sind und somit frittiert komplett gegessen werden können.
- Was (nicht nur) dem Münchner sein Faschingskrapfen, sind dem Venezianer an Karneval die Frittelle: Frittierte Bällchen, meist gefüllt mit Vanillecrème.
- Auch das (Rinder-)Carpaccio ist eine venezianische Erfindung. Benannt wurde es aufgrund seiner Farbe nach dem venezianischen Maler Carpaccio, der gerne rötliche Farben einsetzte. Vor allem die Scuola di San Giorgio degli Schiavoni ist mit seinen Werken geschmückt.
- Eine günstige Gelegenheit, in den Genuss einer Gondelfahrt zu kommen, sind die Traghetti. Diese Gondel-Fähren ermöglichen an mehreren Stellen als öffentliche Verkehrsmittel die Überfahrt über den Canal Grande. Leider dünnen die Linien immer mehr aus. Stabil verkehrt nur noch die Linie zwischen S. Sofia und Rialto. Bitte 2 € Fahrgeld möglichst passend dem Gondoliere in die Hand drücken! Einheimische stehen selbstverständlich.
- Eine der ältesten evangelisch-lutherischen Gemeinden der Welt (und die erste in Italien) befindet sich in Venedig am Campo SS. Apostoli. In der kleinen Gemeinde finden regelmäßig Gottesdienste in deutscher und italienischer Sprache statt.
- Um mehr Wohnraum in ihren Häusern zu haben, ließen manche venezianischen Immobilienbesitzer ab dem ersten Stock die Außenwände auf einer dichten Reihe von massiven Holzbalken ein Stück in die Gasse hineinragen – besonders schön zu sehen in der Calle del Paradiso in Castello. Damit diese Form der Raumgewinnung nicht ausuferte, wurde ein Maximalmaß für diese barbacani festgelegt. In der Calle de la Madonna im Sestiere S. Polo gegenüber dem Eingang der Trattoria alla Madonna ist heute noch ein solches Maß zu sehen.
- Der auffällige Vorbau zum Museum des Palazzo Querini Stampalia am Campo S. Maria Formosa in Castello stammt vom venezianischen Gegenwartsarchitekten Carlo Scarpa. Seine charakteristische Handschrift findet sich unter anderem auch im Olivetti-Museum am Markusplatz und am Eingang zur Architektur-Universität IUAV in S. Croce.
- Besonders grässliche Fratzen kann man an der Fassade der Ospedaleto-Kirche in der Barbaria de la Tole in Castello bestaunen.
- Ganz in der Nähe kann man im Schaufenster der empfehlenswerten Spaghetteria Pizzeria 6342 a le Tole die Erstellung hausgemachter Nudeln bewundern.
- Dem aufmerksamen Beobachter werden die zahlreichen Türen mit eigenen Hausnummern an vielen größeren Wohnhäusern auffallen. Die Wohnungen im Haus haben häufig ihren eigenen Eingang mit eigenem Treppenhaus. Sie entstanden nach und nach, als die herrschaftlichen Häuser in einzelne Wohnungen aufgeteilt wurden.
- Nach vielen Jahrhunderten entsprechen die Fassaden der Häuser keineswegs unbedingt dem Schnitt der Wohnungen darin: Teile einer Wohnung können sich im äußerlich angrenzenden Haus befinden.
- Im Miniteich rund um das Garibaldi-Denkmal tummeln sich Koi-Karpfen sowie eine langsam überhandnehmende Schildkröten-Gemeinde. Der rückseitige Soldat war ein Leibwächter, der geschworen hatte, Garibaldi auch nach seinem Tod noch zu beschützen. Um Gerüchten von nächtlichem Spuk nahe dem Denkmal entgegenzuwirken, wurde er – mit Erfolg – nachträglich dort aufgestellt.
- Venedig war für die Herstellung des Wunderheilmittels und Exportschlagers Theriak berühmt, das ursprünglich nur einmal im Jahr von den Apotheken mit besonderer Genehmigung in einer sehr aufwendigen, dreitägigen, öffentlichen Zeremonie gebraut wurde.
- Die meisten Kreuzfahrtschiffe dürfen nicht mehr durch Venedig fahren (allerdings landen sie nach wie vor in der Lagune bei Marghera an). Dennoch kann man auf den größten Fähren des lokalen ÖPNV mit ihren immerhin vier Decks auf der Linie 17 die einzigartige Kulisse politisch korrekt ein bisschen aus Kreuzfahrt-Perspektive genießen. Die Linie verkehrt zwischen Lido S. Nicolò und Tronchetto durch das Bacino di S. Marco und den Canale della Giudecca.
- In einem Sotoportego, „Unterführung, Durchgang“, nahe dem Campo S. Aponal in S. Polo schlief im Jahre 1177 Papst Alexander III. auf dem bloßen Boden aus Angst vor einem Mordanschlag durch Kaiser Barbarossa. Eine Gedenktafel erinnert noch heute daran.
- Die Insel Torcello war mit 20000 Einwohnern im frühen Mittelalter weit größer und bedeutender als Venedig. Davon ist heute mit kaum einem Dutzend Einwohner nichts mehr zu spüren. Am wahrscheinlichsten für diesen Exodus ist die These, dass die Bewohner ins wirtschaftlich attraktivere Venedig zogen und ihre Häuser abrissen und als Baumaterial mitnahmen. Die Insel mit der Basilika und ihr erklimmbarer Campanile ist auch heute noch sehr sehenswert. Der Ausblick über die nördliche Lagune ist sehr beeindruckend.
- Hinter manchen Gassennamen stehen besondere Geschichten. Der Rio Terà dei Assassini, „Mördergasse“, in S. Marco erhielt seinen Namen, weil in dieser dunklen Gasse besonders viele Überfälle stattfanden. Deshalb war diese Gasse eine der ersten, die nachts beleuchtet wurden.
- Die Ponte de le Tette, „Tittenbrücke“, kam zu ihrem Namen, weil die Prostituierten in den Fenstern des Gebäudes davor ihre Reize freizügig zur Ansicht brachten. Sie taten dies so offen aufgrund einer Anweisung des Magistrats, der auf diese Weise dem Vorschub der um sich greifenden Homosexualität entgegentreten und sie so „heilen“ wollte.
- Sofern der Wasserstand es zulässt, kann man im Rahmen einer Gondelfahrt unter dem Altar der Chiesa di S. Stefano hindurch gondeln, gut zu sehen von der Ponte S. Maurizio in der Calle del Spezier.
- Die Gondeln sind alle nach sehr präzisen Vorgaben gebaut. Sie sind fast 11 Meter lang. Der Neupreis beträgt 25000 Euro. Sie sind bezüglich der Längsachse leicht asymmetrisch: Der Bug ist zur Unterstützung des rechts rudernden Gondoliere leicht nach rechts gezogen.
- Der symbolträchtige Beschlag am Bug einer Gondel, das ferro, „Eisen“, enthält sechs nach vorne zeigende Zacken, die die sestieri symbolisieren. Die manchmal noch vorhandenen drei ziselierten Zapfen dazwischen stehen für die Inseln Torcello, Murano und Burano. Der Zacken nach hinten steht für die Giudecca (heute amtlich zu Dorsoduro gehörig).
- Gleich zehn sehr moderne Kapellen sind im Cini-Park auf der Insel S. Giorgio Maggiore von renommierten Architekten errichtet worden und im Rahmen einer Führung zu besichtigen. Es handelt sich hierbei um den ersten Beitrag des Vatikans zur Architektur-Biennale 2018.
- Nahe dem Campo S. Pantalon direkt am Kanal kann man ein Original-Kunstwerk von Banksy entdecken. Es stellt direkt über dem Wasser ein Mädchen in einer Rettungsweste dar, das eine brennende Seenotfackel in der Hand hält.
- Bis zur großen Reform in den 1970er Jahren war auf der Insel S. Servolo die Psychiatrie für Männer und auf S. Clemente die für Frauen eingerichtet. S. Servolo ist öffentlich mit der Linie 20 erreichbar. Hier befindet sich neben einer gepflegten Parkanlage ein interessantes einschlägiges Museum und eine historische Apotheke.
- Wer das venezianische Stehrudern auf einem traditionellen Boot versuchen möchte, kann dies beim Row Venice Club – sogar unter deutscher Anleitung – im Rahmen einer 90-minütigen Unterrichtseinheit tun.
- Bereits 1495 gab es eine Druckerei in Venedig, betrieben von Aldus Manutius (Aldo Manuzio). Manutius gilt als Erfinder der Kursiv-Schrift. Das Haus steht nahe dem Campo S. Agostin in S. Croce.
- Rund zwanzig Länder leisten sich allein in „Venezia Venezia“ ein Konsulat, darunter – selbstverständlich – auch Deutschland, Österreich, die Schweiz und Luxemburg.