Mond und Winter – trockene Kanäle in Venedig

Experte erklärt den Ebbe-Effekt

Alvise Papa, Direktor des Gezeitenzentrums: „Das Hochdruckgebiet bringt polare Temperaturen mit sich, die dieses Phänomen verursachen“.
Drei außergewöhnliche Niedrigwasser in drei Tagen. Das hat es seit 2008 nicht mehr gegeben, als es fünf solcher Niedrigwasser gab. Dies ist ein Rückgang gegenüber den 1990er Jahren, als es 1993 noch 26 und 1993 noch 22 waren. Auch am Montag, dem zweiten Tag in Folge, verzeichnete die Stadt einen Pegelstand von minus 65 Zentimetern am Gezeiten-Nullpunkt Punta della Salute.

Die Gondeln liegen auf dem Trockenen, kleinere Nebenkanäle sind völlig trocken und voller Schlamm. Unannehmlichkeiten und Schwierigkeiten für Motorboote, einige Probleme für Krankenboote und Rettungsfahrzeuge. Ein typisch winterliches Phänomen, wie auch das Hochwasser im Januar innerhalb eines Mondzyklus, das kalte Wetter, die (Vollmond)-phase, mit dem maximalen Unterschied zwischen Ebbe und Flut“.

Wenn also all diese Faktoren wie in den letzten Stunden zusammen eintreffen, gibt es das bekannte „Acqua bassa“ = Niedrigwasser. Ein natürlicher Kreislauf. Das lässt auf eine Atempause vom steigenden Meeresspiegel hoffen, der in den letzten zehn Jahren um fast 10 Zentimeter angestiegen ist. Sogar um 33 Zentimeter seit dem Jahr 2000. Damit ist auch das „normale“ Hochwasser, also Ebbe und Flut, viel häufiger als noch vor einigen Jahrzehnten auf dem Markusplatz zu sehen. Das hat die Verantwortlichen dazu bewogen, Flutschutzeinrichtungen an historischen Bauwerken zu installieren.
Probleme, die jetzt mit den Glasbarrieren zum Schutz der Basilika und den Arbeiten am ersten Teil der Insula auf dem Markusplatz behoben werden sollen. Ein Projekt, das seit den 1990er Jahren zum Stillstand gekommen ist. Was das Mose Flutschutzsystem betrifft, so wird versucht, den für Dezember angekündigten Zeitplan für das Ende der Arbeiten einzuhalten. Seit der Einweihung im Juli 2020 wurde die endgültige Fertigstellung 48 Mal gehoben. Das System wurde nun schon mehrmals eingesetzt aber immer im „manuellen“ Modus, da die automatischen Systeme noch nicht fertiggestellt sind.

In diesen Tagen jedoch ist das Problem die Ebbe. Sie werden, durch das sich hartnäckig haltende Hochdruckgebiet über Nordwesteuropa verursacht.

Am Montag war die Wasserzirkulation durch das Niedrigwasser sehr eingeschränkt. In Riva del Vin, vor Ca‘ Farsetti, blieben die Gondeln trocken, in den engsten Rios von Prefettura, Cannaregio und Castello nur ein Rinnsal Wasser. Der niedrige Wasserstand lässt dadurch auch die Schäden an den Fundamenten der Gebäude, die das ganze Jahr über von Strömungen und Wellen ausgesetzt sind, sichtbar werden.

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